Selbst bei noch so detaillierter und sorgfältiger Planung - unterwegs können die unglaublichsten Dinge passieren. Mal ehrlich: Genau deshalb machen wir Bikepacking, oder? Eine Flucht aus unserem Alltag, verlassen der Komfortzone, ein kalkulierbares Abenteuer. Meistens jedenfalls.
Auf dieser Seite erkläre ich, was ich vorplane und was unterwegs entschieden wird, welche Apps ich nutze, wie ich die Ziel- und Streckenplanung durchführe, wie ich Unterkunft finde und An- und Abreise organisiere.
Tipps zur Vorbereitung der Verpflegung und Versorgung mit Wasser findest Du auf DIESER
Seite.
Je häufiger ich unterwegs bin, umso mehr Freiheitsgrade weisen meine Planungen auf.
Weitestgehend fix und vorgeplant ....
.... ist in der Regel die Art der Anreise (Rad, Bahn, Auto, Fliegen, Schiff), ungefähre Dauer und die Wahl von Radtyp und Ausrüstung. Selbst den Termin schiebe ich, falls zum Beispiel das Wetter im avisierten Zeitraum Kapriolen schlägt.
Unterwegs entscheide ich ....
... wohin und wieweit ich täglich fahre. Bei der Routenplanung bereite ich mehrere Alternativen vor, die ich vor Ort variieren kann. Mit Zelt & Co zu reisen, ermöglicht mir maximale Flexibilität. Besonders bei einsamen und technisch anspruchsvollen Gravelstrecken wäge ich vor Ort ab, ob es als Solofahrerin noch ein vertretbares Risiko ist, weit abseits der Verkehrswege zu fahren.
Eine Unterkunft für die nächste Nacht suche ich am Vorabend oder spätestens gegen frühen Nachmittag. Dabei helfen diverse Apps (siehe unten). Wenn nix mehr geht oder es richtig schön ist, campe ich wild.
Ohne Apps wäre das Bikepacking in der Vorbereitung und Durchführung unendlich viel komplizierter. Im folgenden Video stelle ich meinen aktuellen Stand August 2023 vor. Apps und Links zum Recherchieren, Navigieren, Unterkunftssuche, digitale Karten, länderspezifische Informationen, Sicherheit, Unterhaltung und vieles mehr.
Auf Youtube und im www findet man viele informative und unterhaltende Reiseberichte anderer Bikepacker. Zum Teil sind diese Videos mit großem Aufwand gemacht.
Mein Lieblingskanal sind unter anderem die "Saddle Stories" - ein sympatisches österreichisches Pärchen, das um die Welt reist. Dickes Kompliment an die beiden "für alles" :-)
Komoot bietet eine umfangreiche Datenbank mit vielen Touren auf der ganzen Welt. Es lohnt sich dort ausgiebig zu stöbern. Mit den Suchallgorithmen kann man das Angebot eingrenzen. Auf Facebook gibt es diverse, aktive Gruppen zum Thema Bikepacking oder Radreisen. Das Ultraleicht Trekking Forum beantwortet viele Fragen und bietet Möglichkeit zum Austausch mit anderen Back- und Bikepackern. Zeitschriften wie die Outdoor liefern ebenfalls gute Berichte.
Das am weitest verbreitete Planungstool für die Streckenplanung ist zur Zeit Komoot. Ich nutze es in der Premiumversion, die die Planung von Mehrtagestouren mit Vorschlägen für Unterkünfte am Zielort bietet (Achtung! Funktioniert leider nicht gut!).
Vorab schaue ich mir gerne die Collectionen anderer Nutzer an. Dort sind oft viele tolle Routen detailliert und aufwendig beschrieben. Die
Suchfunktion von Komoot ist dabei sehr hilfreich. Mittlerweile gibt es einen separaten Bereich für Bikepacker.
Unterwegs kann ich per Handy in die Streckenplanung von Komoot eingreifen und sie anpassen. Besser geht´s allerdings am Tablet.
Auf meinem Garmin 1030 ist Komoot als IQ-App installiert. Klappt hervorragend, solange das Garmin bei Abfahrt am WLAN hängt oder das gekoppelte Handy ein Netz hat
... ;-)
Komoot funktioniert auch auf dem Handy bestens. Wegen der eingeschränkten Akkustandzeit und Wetterfestigkeit sollte eine Powerank und ein regenfeste Hülle dabei sein.
Sehr ausführliche Infos zum Umgang mit Komoot, verschiedener Hardware und möglichen Alternativen findest Du beim GPSRadler.
Eine zusätzliche klassische Karte in Papier kann für die Planung längerer Reisen parrsk zum PC hilfreich sein, da unter Umständen die Klassifizierung der Strassen besser erkennbar und der Überblick einfacher ist. Zur Tour nehme ich die Karten nicht mit.
Tipp
Die Länge der Tagesstrecken plane ich eher zurückhaltend. Tagesetappen mit Netto-Fahrzeiten von 5 bis 6 Stunden passen für mich. Kilometerangaben sind schwierig: Im Mittel werden sie mit dem Reisegravel bei 80 bis 100 km liegen, mit dem schnellen Gravel und sehr leichtem Gepäck aber auch weit darüber.
So erhalte ich mir die Option spontan einen Bogen extra zu fahren, eine Wanderung zu machen, mich mit Menschen zu unterhalten oder was auch immer es spontan zu entdecken gibt, zu entdecken. Ich möchte das Land in dem ich reise nicht im Renntempo durchfahren, sondern eher touristisch.
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Vieles gestaltet sich von Land zu Land sehr unterschiedlich, daher sind allgemeine Tipps kaum möglich. Besonders herausfordernd gestaltet sich oft die Klärung der Hin- und Rückreise. Die Recherche "wie wohin kommen" ist oft ernüchternd.
Bahnen sind in vielen Ländern Europas nicht wirklich auf Radreisende eingestellt. Einen guten Überblick gibt
die Website Cycle around Europe.
Ich fahre daher recht gerne mit dem Schiff in mein Zielgebiet. Für mich vergleichsweise einfach, da ich an der Küste wohne und einige Nordseehäfen per Rad oder Zug erreichbar sind.
Tipp
Vor der Reise lege ich auf meinem Handy einen Ordner mit den Portalen und Buchungssystemen von Bahn-, Flug-. Fährgesellschaften an.
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Beim Fliegen ist die Herausforderung das Rad auf Hin- und Rückflug sicher zu verpacken und das ganze restliche Gepäck so mitzunehmen, dass ich als Alleinreisende
alles handeln kann. Ich unterscheide zwei Fälle, Roundtrip und Tour von A nach B.
Oft weiss ich bei Start nicht sicher, wann ich zurück fliege. Den Rückflug buche ich in dem Fall dennoch, allerdings möglichst mit einen Tarif, der ein günstiges
Umbuchen erlaubt ("Flex-Tarif"). Benötige ich nur einen Rückflug (z.B. bei Hintour mit dem Rad), buche ich meist erst von unterwegs, sobald ich sicher absehen kann, wann ich am Ziel
bin.
Bei einigen Fluggesellschaften (z.B. KLM) bucht man die Tickets für das Rad getrennt von der Person. Sehr lästig, da man unter Umständen für die Person bucht, aber nicht weiss, ob das Fahrrad nachbuchbar ist. In dem Fall hilft nur der persönliche Berater.
Bei Eurowings fliegt der Radkarton/koffer kostenlos mit, wenn man die Kreditkarte der Fluggesellschaft hat. Das nutze ich seit vielen Jahren!
Das ist die einfache Variante. Wenn Start und Ziel am gleichen Ort sind, suche ich eine Unterkunft, die meine beiden Koffer für die Dauer der Tour aufbewahrt.
Für das Rad habe ich einen speziellen Flugkoffer, die
mit Rollen. In den Hardschalentrolley geht das das restliche Gepäck; die beiden Fork Packs, die Seitentaschen und Zelt und Schlafsack.
So habe ich nur zwei Gepäckstücke, den Fahrradkoffer und einen Hartschalenkoffer, beide mit Rollen. Das kann ich auch allein gut bewältigen.
Für den Hinflug nehme ich einen Radkarton (gibt´s beim örtlichen Radhändler, besser: der Bikesafekarton von
Canyon ist besonders stabil), den ich vor Ort entsorge. Für den Rückflug schicke ich meinen Fahrradkoffer falls
möglich per DHL oder UPS ins Hotel an den Zielort voraus. Die meisten Hotels lagern ihn bis zu meiner Ankunft im "Kofferraum". Geht das nicht, kommt das Rad
auch beim Rückflug in einen Karton, den ich vor Ort besorge. Logistisch erfordert das einiges an Organisationstalent. Besser einen Tag extra dafür einplanen.
Das restliche Gepäck paßt in der Regel in beiden Ortlieb Seitentaschen. Eine davon gebe ich auf, die zweite geht als Handgepäck mit in das
Flugzeug. Oder ich verstaue alles in einer alten Segeltuchtasche, die ich am Start entsorge bzw. Ziel besorge.
Das Rad, egal ob MTB, Gravel oder Rennrad, passt mit montiertem Hinterrad und Gepackträger, demontierter Sattelstütze, Lenker und Vorderrad in den Radkarton.
Der Aufwand zum Verpacken und Aufbau vor Ort sind sehr überschaubar.
Um den Radkoffer ohne fremde Hilfe schleppen zu können, habe ich eine altes Longboard mit Panzertape unter den Koffer geklebt und Spanngurte zum Tragen und Sichern verwendet.
Am Flughafen wird alles entsorgt. Über das Longboard freut sich vielleicht noch ein Kind.
Einen, besser zwei (siehe Tipp 2), neue Fahrradkarton versuche ich in einem größeren Fahrradshop vor Ort zu besorgen.
Tipp 1
Wenn das nicht vor der Reise verlässlich zu klären ist, ist das Vorhaben nicht immer sofort erfolgreich, daher: besser einen Tag mehr für die Aktion einplanen!
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Tipp 2
Wenn möglich, verstärke ich den laberigen Karton durch einen zweiten. Besonders der Boden sollte doppelt oder dreifach mit Karton ausgelegt werden. Auch dort, wo Rollen befestigt werden, muss der Karton mehrfach verstärkt sein. Großzügig Ductape hilft zusätzlich.
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Richtlinien im Flugzeug
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Bereits während der Planung versuche ich Etappenorte zu finden, in denen Hotels oder Campingplätze in der Umgebung zu finden sind.
Die endgültige Buchung nehme ich meistens erst am Vorabend zu nächsten Etappe oder sogar während des Tages vor. In einigermaßen zivilisierten und nicht zu entlegenden Gegenden ist das gar kein Problem, jedenfalls solange man ein Handynetz hat. Im Notfall wird das Zelt aufgeschlagen. Dort wo sonst nichts mehr ist, stört das Wildcampen auch niemanden mehr :-)
Ich suche und finde meine Unterkünfte in der Regel hier:
Allgemeine Karten / Verzeichnisse:
Hotels, feste Unterkünfte:
Coummunities:
Shelter / Hütten
Campinplätze oder Shelter
Komoot in der Premiumversion zeigt Unterkünfte an, buchen ist nicht möglich. Nach meiner Erfahrung ist die Datenbasis mit großer Vorsicht zu genießen. Die angezeigten Campingplätze sind nicht immer aktuell.
Tipp
Je länger ich unterwegs bin, umso eher kann es passieren, dass ich vom Tourplan abweiche - gewollt oder ungewollt. Da wäre ein strenger Etappenplan
mit vorgebuchten Unterkünften ein echter Stressfaktor.
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Tipp
Ich schlage auf die Nettoetappen rund 10 bis 15% an zusätzlichen Tagen auf, so dass ich besonders bei vorgebuchten Rücktransporten per Bahn, Flieger oder Fähre immer etwas Luft für Unvorhergesehenes habe. Außerdem sind Ruhetage auch mal ganz schön :-)
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Warmshowers ist klasse! Eine Community von 185.000 Bikepackern weltweit, die sich gegenseitig sichere und in der Regel sehr hilfsbereit Unterkunft geben.
Ich habe bisher ausschließlich gute Erfahrungen gemacht und bin tollen Menschen begegnet, als Host, wie als Gast.
In einigen Ländern gibt es hervorragende Infrastuktur mit kostenlosen, oft durch die Kommune oder örtliche Vereine liebevoll instandgehaltene Hütten. Die Nutzung findet auf Vertrauensbasis statt.
In Dänemark ist das Netz aus Sheltern besonders dicht. Eine tolle App informiert bestens über das, was man vor Ort vorfindet.
Auch in Finnland findet man freie Shelter. In Schottland gibt es (oft sehr abgelegene) Bothies.
Wildcampen ist in vielen europäischen Ländern nicht erlaubt. Deutschland gehört zur "Verbotszone". Wer es dennoch wagen möchte, sollte sich einem Ehrencodex verpflichten und nichts anderes hinterlassen als umgebogenens Gras. Naturschutzzonen sollten komplett tabu sein. Für Niedersachensen gibt es eine offzizielle digitale Karte, in der man recherchieren kann. Die Grenzen der Naturschutzzonen sind darin allerdings nicht scharf erkennbar. Daher: Lieber etwas Abstand halten!
Einfacher ist das Wildcampen in Skandinavien, wo das sogenannte Jedermannrecht gilt. Mit etwas Abstand zu bewohnten Häusern, selbstverständlich nicht auf Privatgrund (ohne zu fragen) oder ausgewiesenen Verbotszonen darf man überall campen.
Für remote Touren, in denen ich für mehrere Tage nicht einkaufen oder essen gehen kann, bereite ich meine Trockennahrung selbst vor. Fertige Trekkingnahrung oder Tütensuppen mag ich nicht. Eine hohe (Bio-) Qualität der Lebensmittel ist mir auch auf Reisen wichtig.
Meine minimalistische Ausrüstung und ein Video mit Tipps zur Zubereitung verschiedener Gerichte findest Du unter folgendem Link:
Zur Vorbereitung gehört es für mich auch, wichtige Dokumente einzuscannen und in einem Ordner auf dem Handy zu speichern, auszudrucken und in Folie verpackt sicher zu verwahren:
Bin ich in sehr entlegenden Gebieten unterwegs (siehe meinen Bericht der Island Divide), kommt der Garmin inReach Mini* Satellitenkommunikator mit. Der stellt sicher, dass ich auch in entlegenden Gegenden ohne Internetzugang mit meiner Familie kommunizieren kann. Zusätzlich bietet das Gerät einen weltweiten 24/7/365 Notruf. Das gibt mir und meiner Familie bei meinen Solotouren ein beruhigendes Gefühl.
Als eines der wenigen Aussrüstungsgegenstände, die ich redundant dabei habe, kommt unter Umständen ein zweites Handy mit. In der Oberrohrtasche habe ich Pfefferspray griffbereit.
Auf Biketour-global.de gibt es eine interessante Statistik, wie Bikepacker reisen. Wie lange, wohin, mit wem, wo schlafen, wie navigieren uvm. Guckst Du TEIL1 und TEIL2.